Genozid, Memorialwoche und Familienbesuch

Genozid und Memorial-Woche

 

Mwiriwe!

 

In diesem Blogartikel möchten wir, wie schon einmal angekündigt, über ein sehr ernstes aber auch sehr wichtiges Thema berichten. Wie viele von euch wissen, hat vor wenigen Jahren in Rwanda ein tragischer Genozid stattgefunden. Am 7. April 1994 begann der Völkermord und dauerte 100 Tage an. Aus diesem Grund findet jedes Jahr in der Woche vom 7.-14. April die sogenannte „memorial period“ (Gedenkwoche) statt. Wir haben diese Zeit miterlebt und es als Anlass gesehen, von unseren Eindrücken und auch vom Genozid im Allgemeinen zu schreiben.

 

Schon lange Zeit vor dem Ausbruch des Völkermordes herrschten in Rwanda politische Unstimmigkeiten. Verursacht durch die Eroberer in der Kolonialzeit, entstanden Spannungen zwischen den beiden am stärksten vertretenen rwandischen Gruppierungen, den Hutus und den Tutsis. Im Jahr 1962 erlangte Rwanda seine Unabhängigkeit, doch die Meinungsverschiedenheiten, die teilweise schon kriegerische Ausmaße annahmen, blieben. Als am 6. April 1994 das Flugzeug mitsamt des damaligen rwandischen und burundischen Präsidenten abgeschossen wurde, lieferte dies den Anlass für den Ausbruch des Genozids. Bis heute ist umstritten, wer für den Absturz verantwortlich ist. Allerdings kann man heute mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass das Morden schon lange im Voraus geplant war. Einen Tag später, am 7. April begann die wohl grausamste Zeit in Rwanda, in der rund eine Millionen Menschen, sowohl Hutu als auch Tutsi ermordet wurden. Kaum eine Familie blieb komplett verschont, viele Menschen verloren ihre Brüder, Schwestern und Kinder oder ihre gesamte Familie. Frauen und Männer wurden zu Witwen und Witwern, Kinder zu Waisen und viele leben heute noch mit einem Trauma. Einige haben heutzutage Schwierigkeiten, Vertrauen zu fassen, da sie im Genozid von Bekannten, Nachbarn, Freunden und manchmal von eigenen Familienmitgliedern verraten wurden. Etliche Menschen flohen in Nachbarländer und viele von diesen sind bisher nicht zurückgekommen.

 

Heute merkt man von diesen schlimmen Ereignissen auf den ersten Blick kaum noch etwas. Wir können uns nur sehr schwer vorstellen, dass  vor gerade einmal 24 Jahren hier ein großer Hass untereinander herrschte, der ganze Familien zerstört hat. So wie wir es erleben, wird Familie heutzutage ganz groß geschrieben. Man unterstützt sich gegenseitig, wo man kann. Nahezu jeder heißt jeden willkommen und die meisten haben ein durch und durch positives Menschenbild. Erst wenn wir uns mit Menschen richtig angefreundet haben und enge Freunde geworden sind, haben uns einige wenige von ihren traumatischen Erlebnissen oder ihrem Bezug zum Genozid erzählt. Und dann erst haben wir gemerkt, dass die Erinnerungen oft noch ziemlich stark und schmerzhaft sind. Besonders deutlich wurde dies für uns am 7. April. An diesem Gedenktag beginnt die „memorial period“ mit dem „walk of remember“ und einer Trauerfeier im Stadion. Als wir das Stadion betraten, war es schon sehr gut besetzt und es wurden Kerzen an jeden verteilt und angezündet. Dann erzählten einige ausgewählte Personen von ihren Erlebnissen aus der Zeit des Genozids. Obwohl die Reden auf Kinyarwanda gesprochen wurden, waren sie selbst für uns sehr berührend. Einige der Redner vergossen Tränen, andere brauchten immer mal wieder eine kurze Pause, um sich wieder zu fassen. Auch im Zuschauerraum durchlitten einige Menschen das Szenario erneut. Es gab laute, nicht menschlich zu scheinende Schreie, Menschen brachen zusammen und mussten raus getragen werden. Andere trauerten und weinten leise für sich. Für uns war es eine ziemlich erdrückende Situation, da wir uns trotz intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema keine Vorstellung von den Geschehnissen machen können. Maria hat nach diesem Wochenende ihre Familie in Uganda getroffen (später davon mehr).

  

Familienbesuch

 

(Maria) Ich habe am 9. April meine Familie in Entebbe in Uganda getroffen. Dort haben wir den botanischen Garten und ein Fischerdorf erkundet. Die anschließende Reise in den Murchison Falls Park war das Geld wirklich wert. Von Rhino-Trekking über Nil-Bootstour, Safari und Waterfalltour zum Chimp-Trekking war wirklich alles dabei. Aufregend war auch die Vorstellung, nachts einem Hippo über den Weg zu laufen. Über die wunderschönen Sesse-Islands zum fantastischen Lake Bunyonyi ging es dann zurück nach Musanze in Rwanda. Dort machten wir noch eine Vulkantour, nach der wir alle ordentlichen Muskelkater hatten. Von Musanze ging es dann in sehr entspannter Weise nach Kigali. Auch hier haben wir einige wichtige Plätze wie das Genozid Memorial und den Präsidenten Palast besichtigt. Nach einer viel zu kurzen Woche in Kigali, brachte ich meine Familie dann auch schon wieder zum Flughafen. Jetzt beginnt für uns erst einmal wieder der wunderschöne Alltag mit den Kindern und Constantine und Sylvain im Center.

 

(Lena) Meine Familie kam am 14. April nach Kigali. Zu Anfang zeigte ich meinen Eltern und meinem Bruder die Stadt. Außerdem besichtigten wir das Kigali Genocide Memorial und natürlich ging es auch zum Center in Gahanga. Gegen Ende unternahmen wir eine kleine Tour in den Südwesten Rwandas zum Nyungwe National Park und danach ging es weiter nach Kibuye zum Lake Kivu. Es war eine tolle Zeit und vor allem ein schönes Wiedersehen nach einer doch sehr langen Zeit.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Steffi (Samstag, 19 Mai 2018 19:36)

    Sehr schön und interessant geschrieben